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Wissenschaftliche VITA

Geboren am 29. November 1928 in München

Gestorben am 24. Februar 2023

Studium der Experimentalphysik an der Universität München mit Diplomabschluss 1954

Promotion unter Prof. Dr. W. Gerlach im Mai 1955

©Fraunhofer ISE
©Fraunhofer ISE

Industrietätigkeit

Die ersten 25 Jahre seines Berufslebens widmete Adolf Goetzberger der Halbleitertechnologie und den elektrischen Bauelementen. Von 1955 bis 1958 war Adolf Goetzberger wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Halbleiterentwicklung von Siemens in München. In der Pionierzeit der Mikroelektronik arbeitete er bei den Top-Adressen der US-Forschung: Von 1958 bis 1963 zunächst in Palo Alto bei William B. Schockley, dem Nobelpreisträger und Miterfinder des Transistors, danach fünf Jahre in den Bell Telephone Laboratories in Murray Hill. Dort leitete er den Bereich "Metal-Insulator-Semiconductor". 

Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF

1968 übernahm Adolf Goetzberger die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik IAF (bis 1978 laFP), das er neu ausrichtete. Seine Ziele: Eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und Anwendung schlagen, Schwerpunkte auf zivile Forschungsprojekte legen, die wissenschaftliche Qualität der Arbeiten im Bereich der Festkörpfer- und Halbleiterforschung stärken und neue Forschungslinien ziehen, z.B. Silicium-Störstellen und III-V-Halbleiter. Neben Arbeiten auf dem MOS-Gebiet befasste sich Adolf Goetzberger mit der Wechselwirkung der Ionenimplantation mit Grenzflächen. 

Unter seiner Führung entwickelte sich das Fraunhofer IAF in den 70er Jahren zu einem weltweit führenden Institut für Verbindungshalbleiter, Mitarbeiter gewannen zahlreiche renommierte nationale und internationale Wissenschaftspreise. 

1971 ernannte die Universität Freiburg ihn zum Honorarprofessor der Fakultät für Physik.

Adolf Goetzberger beschließt Ende der 1970er, sein Leben der Sonnenenergie zu widmen. Zu dieser Zeit ein visionärer Schritt, den Adolf Goetzberger mit viel Beharrlichkeit und Kraft gegen extreme auch politische Widerstände durchsetzt. Am Anfang der Solarforschung standen für ihn und die ersten Mitarbeitenden technische Visionen wie der Fluoreszenzkollektor, hocheffiziente Siliciumsolarzellen für Massenproduktion und später die transparente Wärmedämmung und thermische Speicherkollektoren. 1977 gelang ihm und seinen IAF-Kollegen die Entwicklung des Fluoreszenz-Aktivierten Displays. 1978 wurde dafür der erste Fraunhofer-Preis verliehen. 

Im Projekt "Fluko", unterstützt durch das Förderprogramm "Sonnenenergietechnologien", wurden Fluoreszenzsolarkollektoren entwickelt, und demonstriert, dass auf Basis dieser Technologie eine wirtschaftliche Nutzung der Solarenergie möglich ist. Dafür wurden transparente Kunststoffplatten mit langlebigen Farbstoffen versehen, um den diffusen Strahlungsanteil des Sonnenlichts einzufangen und auf Solarzellen aus Verbindungshalbleitern zu konzentrieren. Im Oktober 1980 gründete er eine "Befristete Wissenschaftliche Arbeitsgruppe für Solare Energiesysteme" am Fraunhofer IAF.

©Fraunhofer ISE: Prof. Dr. Adolf Goetzberger mit Flukos 2009.
©Fraunhofer ISE: Prof. Dr. Adolf Goetzberger mit Flukos.

Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE

In Juli 1981 verlässt Adolf Goetzberger mit 20 Mitarbeitenden das IAF und gründet das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Es ist das erste außeruniversitäre Solarforschungsinstitut in Europa. 

Von Beginn an dachte Adolf Goetzberger systematisch, beschränkte seine Forschung nicht auf eine Technologie, sondern hatte das gesamte Energiesystem mit allen Sektoren im Blick. In Vorträgen und Veröffentlichungen wies er schon damals eindringlich auf die Bedeutung der Solarenergie für die Energieversorgung der Menschheit hin. Der Anfang der 80er Jahre noch vielfach belächelten Solarenergieforschung gibt Adolf Goetzberger durch seine fachliche Qualifikation neue Impulse und wird zu einem hervorragenden Fachmann, dessen Urteil auch in politischen Kreisen große Bedeutung beigemessen wird. Die konkrete Anwendbarkeit der Techniken und die Umsetzbarkeit in den Markt standen immer im Zentrum der Forschung. Exemplarisch für diese Zielsetzungen ist eine "konservative" Technologieentscheidung: Bei den Solarzellen konzentrierte sich das Fraunhofer ISE von Anfang an auf die im Bereich der Halbleiterelemente bewährte Siliciumtechnologie, Umweltverträglichkeit des Materials, Rohstoffverfügbarkeit und das Wissenspotential der Mikroelektronik machten die kristalline Siliciumsolarzelle im Laufe der Jahre zum marktbeherrschenden photovoltaischen Energiewandler. Der Grundstein für eine evolutionäre Weiterentwicklung dieses Technologiefeldes in Richtung auf die kristalline Silicium-Dünnschichtzelle und die dünne Foliensilicium-Solarzelle wurde am Fraunhofer ISE unter der Leitung von Adolf Goetzberger gelegt. 

Eine weitere Entwicklung des Instituts war die transparente Wärmedämmung von Gebäudefassaden; Adolf Goetzberger stellte sein Wohnhaus für erste Experimente zur Verfügung. Sein unablässiges Mahnen war notwendig für die weitere Förderung der solarthermischen Forschung in Deutschland. Mit dem "Goetzberger-Würfel" legt er den Grundstein für den Speicherkollektor mit transparenter Wärmedämmung. 

Bereits 1981 hatte Adolf Goetzberger zusammen mit dem damaligen Doktoranden Armin Zastrow die Idee, Solarsysteme mit landwirtschaftlicher Nutzung zu kombinieren. Was er und Zastrow damals mit "Kartoffeln unter dem Kollektor" beschrieben, wurde 2015 am Fraunhofer ISE in einem öffentlich geförderten Forschungsprojekt wieder aufgegriffen und kommt seither als "Agri-Photovoltak" auf Ackerflächen sowie im Obst- und Weinanbau in die breite, weltweite Anwendung. 

Das erste deutsche Haus in photovoltaischem Inselbetrieb - der Rappenecker Hof im Schwarzwald - wurde vom Fraunhofer ISE 1987 realisiert. 1992 wurde das erste energieautarke Solarhaus in Deutschland eingeweiht, das auf eine Initiative von Adolf Goetzberger zurückging. Dieses Pionierprojekt auf der Basis einer konsequenten solaren Gebäudetechnik, energieeffizienter Verbraucher, thermischer Speicherkollektoren, photovoltaischer Stromerzeugung und einer saisonalen Wasserstoff-Energiespeicherung führte den überzeugenden Nachweis der technischen Systemverfügbarkeit solarer Energiekonversions- und Speichertechnologien. Das im Entwurf visionäre, in der Durchführung konkrete Projekt hat weltweit Bewunderung und Anerkennung gefunden. Das System demonstrierte, dass bereits Anfang der 90er Jahre solare Energieautarkie realisierbar war. Die verwendeten Technologien gelten noch heute als bahnbrechend. Auch auf dem Gebiet der Leistungselektronik feierte das Fraunhofer ISE unter Adolf Goetzberger Erfolge. So wurde der erste Wechselrichter auf rein elektronischer Basis mit einem geringen Eigenstromverbrauch und wegweisenden Wirkungsgraden am Institut entwickelt. 

Als Adolf Goetzberger 1993 in den Ruhestand ging, war das Fraunhofer ISE nach dem amerikanischen NREL (National Renewable Energy Laboratory, Colorado) das zweitgrößte Solarforschungsintitut auf den Gebieten der Niedertemperatursolarthermie, der Photovoltaik, Leistungselektronik, Speicher und Wasserstofftechnologien entwickelt. 

Weitere Tätigkeitsfelder

Zahlreich sind die über das Fraunhofer ISE hinausgehenden Aktivitäten von Adolf Goetzberger für die Solarenergie:

  • Als Mitglied der International Solar Energy Society (ISES) wirkte er an den erfolgreichen internationalen "Solar World Congresses" mit. Von 1986 - 1989 war er Vorsitzender der deutschen Sektion, von 1991 - 1993 Präsident des Gesamtverbandes.
  • Am 30. Oktober 1993 wurde Adolf Goetzberger zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) gewählt. In dieser Funktion nahm er 1995 an den Energiekonsens-Gesprächen teil. 
  • Er war Kuratoriumsmitglied im Forum für Zukunftsfragen und bei Eurosolar, Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), der Electrochemical Society, der American Physical Society, Fellow of the Institute for Electrical and Electronic Engineers (IEEE) sowie Mitglied des VDE. 
  • Bei der Durchführung der internationalen Photovoltaikkonferenzen der Europäischen Gemeinschaft war Adolf Goetzberger maßgeblich beteiligt. Er war General Chairman der Konferenz in Sevilla und Gastgeber in Freiburg 1989.
  • Als Mitbegünder der Symposien zu Photovoltaik und Solarthermie des Ostbayrischen Technologie-Transfer-Instituts (OTTI) war er Eherenvorsitzender des wisschenschaftlichen Komitees. 
  • Im Rahmen seiner Tätgikeit als Honorarprofessor für Physik an der Universität Freiburg hat Adolf Goetzberger zahlreiche Diplomarbeiten und Doktorarbeiten vergeben und betreut. 
  • In vielen Gutachterausschüssen, Kuratorien, Kommissionen, Arbeitsgruppen usw. wurden seine Mitarbeit und sein Urteil sehr geschätzt. Zahlreiche Patentschriften in unterschiedlichsten Bereichen der Sonnenenergienutzung dokumentieren seine wissenschaftliche Kreativität. 
  • 1994 gründete er zusammen mit Thomas Nordmann die deutsche Tochterfirma der Schweizer TNC Energieconsulting, die sich mit der Integration von PV-Generatoren in Schallschutzwänden beschäftigte. 

Weiterführende Informationen zum Leben von Adolf Goetzberger:

Goetzberger, Adolf (2020), "Mein Leben, Ein Leben für die Sonne und wie es dazu kam". Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), Landesverband Franken e.V., www.dgs-franken.de, ISBN: 978-3-933634-47-4

 

©Fraunhofer ISE: Agri-PV-Anlage Forschungsprojekt "APV-Obstbau" am Bio-Obsthof Nachtwey in Gelsdorf (Rheinland-Pfalz). Im Rahmen des Projektes soll untersucht werden, inwiefern die Agri-Photovoltaik (Agri-PV) diese Schutzfunktion im Apfelanbau übernehmen kann, welches Anlagendesign für die Kultur sinnvoll ist und in welcher Art sich die Agri-PV auf die Ernteerträge auswirkt.

Adolf Goetzberger-Stiftung
Vertreten durch:
Stiftung für die Region - Sparkasse Pforzheim Calw
Poststraße 3 I D 75172 Pforzheim

Spendenkonto:
IBAN: DE73 6665 0085 0005 5807 49